Ein Projekt von Jakob Villhauer und Martin Ludwig

Kinogeschichte

der Nachkriegszeit

Am 22. März endete für Mainz der Zweite Weltkrieg: Die Stadt lag in Trümmern. Auch die Kinos waren bei den Luftangriffen, die vor allem am 11. August 1942 und am 27. Februar 1945 die Mainzer Altstadt und Neustadt zerstörten, nicht verschont geblieben. Lediglich das Capitol hatte die Bombardierung überstanden. Das Union-Kino wurde unter dem Namen Regina wieder aufgebaut. Auch der ehemalige Ufa-Filmpalast wird als Filmpalast, Filmpalette neu eröffnet. Das Interesse am Kino war trotz der Zerstörung – oder gerade deswegen – groß. So kamen in den späten 1940er und frühen 1950er Jahren einige neue Lichtspielhäuser dazu, wie zum Beispiel das Bavaria, später City (1949), das Luxor (1951), die Markt Lichtspiele, die später unter dem Namen Rex, Bambi Filme aufführten (1951), das Scala (1953), das 500 Plätze fassende Cinema (1956) und das Residenz-Kino (1957).

Die
Kinos

Das Rex, Bambi (früher Markt Lichtspiele) im Jahr 1953

Quelle: Stadtarchiv Mainz
Das Rex, Bambi mit dem Mainzer Marktplatz im Vordergrund

Quelle: Stadtarchiv Mainz
Die Premiere des Filmpalasts nach dem Wiederaufbau 1949

Quelle: Allgemeine Zeitung
Mainzer Fastnachtsumzug 1954. Links im Bild: Der Filmpalast

Quelle: Allgemeine Zeitung
Außenfassade des Capitol-Kinos kurz nach dem Krieg

Quelle: Philipp Münch
Zuschauer stehen vor dem Capitol Schlange. Gezeigt wird unter anderem Ehe im Schatten (Regie: Kurt Maetzig), der 1947 erstmals in die Kinos kam.

Quelle: Dr. Paul Wolff & Tritschler, Historisches Bildarchiv, Offenburg
Leinwand im Vorführsaal des Capitol in den 1950er Jahren

Quelle: Philipp Münch
Sitztribünen im Vorführsaal des Capitol

Quelle: Philipp Münch
Das Regina. Gezeigt wird unter anderem Glaube an mich (1947 Erstaufführung; Regie: Géza von Cziffra).

Quelle: Philipp Münch
Vorführsaal des Regina

Quelle: Philipp Münch
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Rheinland-Pfalz und damit auch Mainz ab Juli 1945 Teil der französischen Besatzungszone. Die neue Besatzungsmacht, der viel an kulturellem Aufbau und Austausch gelegen war, eröffnete dafür auf der Zitadelle das Büro Services Culturels.

Mit dem Bureau du Cinéma gab es eine eigene Abteilung für Film. Von hier aus wurden Filme versendet, Produktionen und Synchronisationen organisiert, und es fanden Aufführungen französischer Filme statt.

Interview

Reinhard
W. Wolf

Reinhard Wolf, Programmleiter des Kommunalen Kinos CinéMayence im französischen Kulturinstitut Mainz, hat sich im Rahmen einer Tagung und darüber hinaus mit der Arbeit des Bureau du Cinéma beschäftigt.

Interview

Philipp
Münch

Philipp Münch arbeitete ab 1948 bei den Services Culturels als Fotograf, Filmvorführer und in weiteren Bereichen (unter anderem im Filmversand). Bis 1964 war er noch im französischen Kulturinstitut tätig.

Nach dem Krieg wurde Mainz, als Landeshauptstadt, Teil der französischen Besatzungszone. Auf der Zitadelle richtete man ein Kulturzentrum ein; Philipp Münch kam durch die Bekanntschaft zu einem Franzosen dazu, in der Zitadelle zu arbeiten.
Philipp Münch wirkte zunächst ab 1949 als freier Mitarbeiter in der Zitadelle mit. Ab 1953 war er fest angestellt. 1956 zog er mit den Services Culturels in das französische Kulturinstitut um.
1945 gab es in Rheinland-Pfalz 100 Kinos. Capitol und Regina waren die ersten Mainzer Kinos nach dem Krieg. Als das größte Kino der Besatzungszone galt das 1949 eröffnete Gloria Filmpalast.
Von der Zitadelle aus wurden Filme an Kinos in die gesamte Besatzungszone und darüber hinaus verschickt. Die französische Botschaft gab auch selbst Produktionen in Auftrag. Philipp Münch begleitete eine Produktion in Dijon.
Die Filmvorführer in der Zeit brauchten eine eigene Ausbildung. Philipp Münch begleitete Kinobesuche, in denen die Arbeit der Vorführer beobachtet wurde. In der Zitadelle führte er auch selbst Filme vor.
Philipp Münch arbeitete zunächst im Versand, besuchte aber auch die anderen französischen Institute des Landes, um zum Beispiel Filmprojektoren zu überprüfen.
Ein längerer Zusammenschnitt unseres Gesprächs mit Philipp Münch
#1

Foto

Zitadelle

Ein Büro der Zitadelle

Quelle: Philipp Münch

Dokumente

Film-
betrieb

Mainzer Kinowerbung aus dem Jahr 1948

Quelle: Allgemeine Zeitung
Prospekt zur Premiere des wiederaufgebauten Filmpalasts von 1949

Quelle: Allgemeine Zeitung
Filmplakat zu Walt Disneys erstem abendfüllenden Spielfilm Schneewittchen und die sieben Zwerge, der, obwohl bereits 1937 erschienen, durch den Krieg seine Erstaufführung in Deutschland erst 1950 erhielt.

Quelle: Allgemeine Zeitung
Kinowerbung von 1950 in der Zeitung

Quelle: Allgemeine Zeitung
Werbepostkarte zum 1950 erschienenen Heimatfilm Schwarzwaldmädel von Hans Deppe.

Quelle: Allgemeine Zeitung
Rückseite der Werbepostkarte mit Filmsonderstempel.

Quelle: Allgemeine Zeitung
Werbung für verschiedene Spielfilme aus der Allgemeinen Zeitung 1952

Quelle: Allgemeine Zeitung
Kinowerbung 1957

Quelle: Allgemeine Zeitung
Platzkarte aus dem Rex, Bambi zum Film Sissi - die junge Kaiserin (Regie: Ernst Marischka, 1956)

Quelle: Allgemeine Zeitung
Weitere Platzkarten aus Mainzer Kinos von ca. 1956

Quelle: Allgemeine Zeitung
Kritische Zeitungsartikel aus Mainz zur Reflektion von Kinofilmen und zum Regisseur Veit Harlan, der unter anderem antisemitische Filme wie Jud Süss (1940) gedreht hatte

Quelle: Allgemeine Zeitung
Artikel zum 40-jährigen Bestehen der Universum Film AG

Quelle: Allgemeine Zeitung
Kinoprogramm verschiedener Mainzer Kinos 1956

Quelle: Allgemeine Zeitung

Dokumente

Jonas
Mekas

Der Filmemacher Jonas Mekas, der von 1946 bis 1948 an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz studierte, erklärte später: „The Mainzer Film-Woche was my earliest introductory course into the art of cinema.“ 
Die Mainzer Filmwoche war ein Filmfestival, das vom 27. Juni bis zum 6. Juli 1947 stattfand. Die Zeitungsartikel der AZ dokumentieren den Verlauf des Festivals